SkulpturenWoche 2001

Thema

Kunstförderung und Belebung der Bülacher Altstadt

Pressebericht

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Kunstwerke aus wertlosem Sturmholz

In der Bülacher Altstadt entstehen sieben mannshohe Skulpturen aus Sturmholz. Und viele philosophische Gespräche zwischen Passanten und Künstlern.

von Gabriella Hofer

Vom gewaltigen Sturm "Lothar", der Ende vergangenen Jahres durch die Schweiz fegte, hatte Mischa Klaus (30), Initiant der Bülacher Skulpturen-Woche, praktisch nichts mitbekommen. Er war in der Backstube beschäftigt gewesen. "Um die Weihnachtszeit bewege ich mich hauptsächlich zwischen Ofen und Bett", sagt der Konditor augenzwinkernd. Im Februar habe er sich dann Zeit für einen ausgedehnten Waldspaziergang genommen - und mit Bestürzung und zugleich fasziniert festgestellt, was "Lothar" angerichtet habe. Da entstand die Idee für das derzeit in Bülach laufende Symposium unter dem Motto "Die Erde wehrt sich". Klaus fand innert Kürze Mitorganisatoren und grosszügige Sponsoren, die sich hinter sein Credo stellten: "Die durch "Lothar" entstandenen Schäden und damit unsere Ohnmacht gegenüber Naturgewalten dürfen nicht einfach vergessen werden. Nach-Denken ist angesagt." Die Bevölkerung kann das Entstehen der mannshohen Skulpturen vor Ort mitverfolgen und zwischen Holzschnitzeln und Sägespänen mit den Künstlern diskutieren und philosophieren.

Holzgeschnitzter Sinn und Wert

Sieben Kunstschaffende aus der ganzen Schweiz - ausgebildete Holz- und Steinbildhauer und Eisenplastiker - sind seit letztem Donnerstag täglich bis zu zehn Stunden mit Handschnitzwerkzeugen, Beilen, Hobeln, Motor- und Kettensägen am Werken und geben dem Abfallholz Wert und Sinn.

Zum Beispiel Beat Breitenstein (46) aus Ins, der im Freiluftatelier vor dem Rathaus arbeitet. Er verbindet Tannenäste, die er zu einem ellipsenförmig geflochtenen Netz zusammengefügt hat, mit Holzleisten aus einem Eichenstamm. Dieser wurde vom Fall mehrfach gespalten, wodurch er wertlos ist und höchstens noch zum Verfeuern hätte verwendet werden können. "Wertloses wird mit meiner Skulptur wertvoll", erklärt Breitenstein

Ruedi Mösch vom Lägern-Steinbruch in Steinmaur hat bewusst darauf verzichtet, einen zersplitterten Baumstumpf aufzustellen. "Ich will die Sensation der brutalen Naturgewalt vermeiden." Dem 46-Jährigen geht es darum, ein Sinnbild zu schaffen, welches zum Nachdenken anregt. "Schauen Sie, das könnte das Gehäuse einer Fee sein, die im Baum wohnte, bevor der Sturm kam . . ." Aus einem Eichenstamm hat er den Umriss einer Frau herausgeschnitzt und einen Durchblick gehauen.

Ebenfalls philosophisch-kreativ zeigt sich der Bülacher Ueli Gantner (50). "Auf der Suche nach der Wirklichkeit hoble, säge und haue ich mir meine persönliche Welt." In einen zweieinhalb Meter langen Eichenstamm schneidet er das "Tor zur Erkenntnis" und sinniert dabei über "Lothar" und Umweltfragen. Die Thematik greift er auch im Dialog mit dem Publikum auf. "Es wäre schön, wenn wir Kulturschaffenden dereinst das gleiche Gewicht hätten wie Wirtschaft und Politik", sagt Gantner, dem die künstlerische Leitung des Projekts obliegt.

Skulptur-Gant im Städtli

Heute Freitag sollen die sieben Kunstobjekte vollendet sein. Die Skulpturen werden nach einer Vernissage ab 18.30 Uhr im Städtli versteigert. Laut Gantner dürften die einzelnen Kunstwerke zwischen 3000 und 10 000 Franken teuer sein. Der Ausrufpreis wird bei drei- bis viertausend Franken liegen. 80 Prozent des Verkaufspreises gehen an den jeweiligen Künstler. Ein allfälliger Überschuss - das Budget beträgt 25 000 Franken - wird nach Absprache mit den Sponsoren für eine Neuauflage des Happenings verwendet.

 

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